Hallo Kirsten, Frank, Peter und alle anderen,
vielen Dank!
Ja, die Begegnung gesellt sich wohl kategorisch zu der Art von Naturerlebnissen, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Wie eben auch die erwähnte tollwütige Katze in ihrem letzten Stadium. Oder die
2- Meter Schlange, die mir im Urwald von Costa Rica fast auf den Kopf gefallen wäre. ..
Die meisten solcher langlebigen Erinnerungen haben gemein, dass sie ein Element von Furcht oder Schrecken beinhalten. Die Evolution hat unser Gehirn zum Zwecke der Selbsterhaltung so konditioniert, genau wie das der Tiere auch.
Das wohl tiefgreifendste Schreckerlebnis hatte ich vor vielen Jahren mit einem Riesenkerl von einem Elch. Der Bursche trottete mir im Wald sprichwörtlich über den Weg, aber anstatt das erwartete "natürliche“ Fluchtverhalten zu zeigen, näherte er sich mir langsam, vorsichtig und schrittweise bis auf eine Distanz von ca. 4 m.
Da standen wir uns gegenüber, der volle Fokus unserer Aufmerksamkeit jeweils auf den anderen gerichtet. Ich stand bewegungslos, wie gelähmt und stocksteif vor Angst und Fazination und er machte wechselweise mal ein Schrittchen vor – mal eins zurück, deutlich zwischen Neugierde und Furcht schwankend.
Das ganze dauerte, ja wie lange? Vielleicht 30 Sekunden, 1 Minute? Schwer zu sagen, da mir jede Sekunde wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Schliesslich verlor er entweder das Interesse oder die Furcht obsiegte, jedenfalls zog er sich langsam zurück und verschwand zwischen den Bäumen. Und ich wahr heilfroh über seine Entscheidung....
Die Begegnung ist natürlich nicht dokumentiert, denn hätte ich damals - wie heute fast immer - eine Kamera dabei gehabt, so hätte ich mich nicht getraut sie zu benutzen.
Aber zurück zum Fuchs. Ich stimme, was sein Verhalten angeht mit Peter überein.
Es handelte sich, wie von mir ja auch bereits vermutet, wahrscheinlich um ein junges Tier (gibt es irgendwelche rein äussere Kriterien, welche diese Annahme stützen?). Und dieses Tier hatte in seinem jungen Hirn wohl noch
keine negativen Erlebnisse mit den Menschen abgespeichert. Wobei natürlich diskutiert werden kann, in wie Weit Fluchtverhalten und –distanz genetisch festgelegt sind oder auf Erfahrungswerten beruhen….
Jedenfalls glaube ich nicht, dass es ein gezähmter Fuchs war, oder dass er aktiv von Menschen gefüttert wurde. Sein Verhalten wäre in dem Fall auf uns konzentriert gewesen. Er zeigte aber, wie gesagt, keinerlei Interesse an uns. An Menschen gewöhnt war er hingegen mit ziemlicher Sicherheit.
Der Fuchs ist gegenüber dem Menschen aufgrund seiner sprichwörtlichen Schläue sehr adaptionsfähig. Ein echter Kulturfolger. Seit den 80-Jahren scheint sich der Fuchs zunehmend inmitten von Städten anzusiedeln (Googel: „Stadtfüchse“). Das Phänomen wurde bisher besonders in Berlin, Zürich, London, Glasgow und…angeblich auch in Oslo beobachtet. Selbst hatte ich davon hisher noch nichts gehört (oder gesehen).
Einen interessanten und zugleich komischen Bericht darüber, in welcher genialen Weise sich Füchse den Menschen für ihre Zwecke zu Nutze machen, habe ich
hier entdeckt (Leider nur auf norwegisch. Bing liefert wie immer nur eine sehr holperige Übersetzung - besser ins Englische als ins Deutsche).
So wird hier ein Fuchs beschrieben, der auf einem Golfplatz bei Glasgow die Bälle an den Löchern "kidnapped“ und sie nur für ein Lösegeld in Form von Schokolade oder ähnlichen Leckereien wieder herausrückt.
Ein anderer wurde beobachtet, wie er auf mitleiderregende Weise lahmend Menschen um Almosen anbettelte, um dann, kaum ausser Sichtweite gehumpelt, mit seiner Beute im Maul einen frischen Trab einzulegen…
Ja, er ist schlau, der Fuchs und er wird in Zukunft wahrscheinlich auch andererorts vermehrt zum gewohnten Stadtbild gehören.
Gruss
Dirk