Nun ist es endlich erschienen, das bereits für Ende 2010 angekündigte Nachfolgewerk des legendären Klassikers „Plecoptera“ von Jacques Aubert aus dem Jahr 1959, der für lange Jahre neben dem „Illies“ zur Standardbestimmungsliteratur für die Steinfliegen gehörte.
In der Reihe „Fauna Helvetica“, die von der Schweizerischen entomologischen Gesellschaft und vom Centre Suisse de cartographie de la faune herausgegeben wird, erschien nun Band 27 unter dem Titel „Die Steinfliegen der Schweiz: Bestimmung und Verbreitung“. Verfasser sind die zumindest in Fachkreisen bekannten Schweizer Entomologen Verena Lubini, Sandra Knispel und Gilles Vinçon.
Der Inhalt des Buches ist durchweg zweisprachig gehalten: Deutsch und Französisch. Die einleitenden Kapitel beschreiben die Morphologie der Larven und Imagines, ihre Biologie, Ökologie und Lebensweise, die geografische Verbreitung bezogen auf die Großlandschaftsgliederung der Schweiz und geben schließlich Hinweise zum Sammeln, Präparieren und Konservieren.
Der Hauptteil des Buches besteht aus dichotomen Schlüsseln für Larven und Imagines, die über die Familien und Gattungen bis zur Bestimmung der Art führen. Hierzu sind eine Fülle von Zeichnungen der bestimmungsrelevanten Merkmale in den Text integriert, die teilweise aus dem alten „Aubert“ übernommen, teilweise auch neu angefertigt wurden. Obwohl auch auf 10 Seiten Farbfotografien der Entwicklungsstadien verschiedener Arten und ihre Lebensräume abgebildet sind, handelt es sich nicht um ein Bestimmungsbilderbuch, weil die Determination nach wie vor über die Genitalmorphologie der Tiere erfolgt.
Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Bestimmung von Steinfliegen bis zur Art nach wie vor eine Angelegenheit für eingearbeitete Spezialisten ist und eine entsprechende Erfahrung voraussetzt. Nach wie vor gibt es auch weiterhin eine ganze Reihe von Gattungen, bei denen Larven oder weibliche Imagines noch immer nicht oder nur in Einzelfällen bis zur Art bestimmt werden können. Hier wären z.B. die Larven der Familien
Nemouridae und
Leuctridae und die Weibchen der Gattung
Nemoura zu nennen.
Am Ende des Buches findet der Leser Verbreitungskarten der verschiedenen Arten in der Schweiz und eine Übersichtstabelle der 113 beschriebenen Arten mit Angaben zum Lebensraum, den individuellen Flugzeiten, der Höhenverbreitung und der allgemeinen Verbreitung in Europa.
Die deutsche Plecopterenfauna umfasst 123 Arten und wird von dem Buch zu 75 % abgedeckt. Es fehlen einige seltene Arten der deutschen Mittelgebirge und Arten, die nur im norddeutschen Tiefland oder in den östlichen Bundesländern verbreitet sind.
Mit 72 Euro liegt der Preis des Buches im mittleren Bereich. Eine Anschaffung kommt wohl nur für denjenigen Insektenliebhaber in Frage, der sich intensiv und ernsthaft mit der Bestimmung dieser interessanten Insektenordnung beschäftigen möchte.
Eine Leseprobe ist
hier zu finden. Bezug des Buches z.B. über den
Erik Mauch Verlag.
Viele Grüße
Jürgen