Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Insektenfotos.de-Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.
Beeindruckender Film über das Elend der Honigbienen: : More than Honey - Bitterer Honig
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=76803
Läuft hoffentlich noch ein paar Tage in der Mediathek.
Grüße
Chris
ein toller Film. Nur schade, daß es immer Menschen gibt, die alles besser wissen....
Lest mal hier:
https://www.onetz.de/bayern-r/vermischte…b-d1842475.html
Lieben Gruß
Thomas
Benutzerinformationen überspringen
Registrierungsdatum: 2. September 2016
Wohnort: Bleckede, Landkreis Lüneburg (Niedersachsen); MTB 2730
Besonders wirkungsvoll ist diese natürlich immer dann, wenn sie nicht nur auf schlichter Falschinformation, sondern auch aus Halbwahrheiten und Übertreibungen besteht, also zumindest das berühmte "Körnchen Wahrheit" enthält.
Im Falle der Bienen heißt das z.B.:
- Weltweit hat die Zahl der Honigbienen(stöcke) in den vergangenen 50 Jahren tatsächlich zugenommen. In einigen Europäischen Ländern und in den USA hat die Zahl der Völker dagegen abgenommen.
- Wie viele Bienenvölker es gibt, hängt natürlich nicht nur von Faulbrut, Varroamilbe und Umweltgiften, sondern auch vom Nahrungsangebot und v.a. von der Aktivität der Imker ab, die einer verminderten Vitalität ihrer Völker ja entgegensteuern können. Wenn die Imker mehr werden und durchschnittlich mehr Völker halten, wird die Zahl der Honigbienen selbst dann zunehmen, wenn sie gleichzeitig steigender Krankheits- und Giftbelastung ausgesetzt sind.
- Natürlich ist es nicht so, dass es in China keine Honigbienen mehr gibt - China ist tatsächlich der größte Honigproduzent der Welt (es ist ja auch das viertgrößte Land der Welt und das bevölkerungsreichste). Seit 2001 hat China seine Honigproduktion sogar fast verdoppelt . Möglich war dies durch eine industrielle Produktion, bei der Nektar industriell zu Honig verarbeitet wird (in Honigfabriken), dort findet der Prozess der Trocknung und Reifung statt (nicht in den Bienenstöcken). Deshalb enthält dieser Honig z.B. nicht die typischen Bienenenzyme. Außerdem wird häufig mit billigem Reissirup gestreckt, so dass man bei Importen aus China das Wort "Honig" wohl in Anführungszeichen setzen muss.
- Regional (etwa in Sichuan) hat aber in China der Insektizideinsatz tatsächlich zu einem weitgehenden Verschwinden der Bienen (sicherlich auch der wilden) geführt, weshalb in riesigen Obstanbaugebieten von Hand bestäubt wird - das hat nichts mit Zuchtexperimenten zu tun.
- Richtig ist, dass vmtl. "nur" etwa 5-8% der globalen Nahrungsmittelproduktion direkt von der Bestäubung durch Bienen abhängt. Das betrifft allerdings etwa drei Viertel der weltweit genutzten Anbaufrüchte, und natürlich ist der Anteil je nach Weltregion sehr unterschiedlich. Außerdem sind natürlich auch die 5-8% ein sehr wichtiger Teil der Welternährung - ohne Obst würde einfach ein wesentlicher Nahrungsbestandteil fehlen.
- Schließlich blendet die Verengung der Diskussion auf die Honigbiene die weitaus bedrohlichere Situation der auch für die menschliche Ernährung entscheidenden "natürlichen Bestäuber" (also der Wildbienen und andere Insekten) aus - ebenso wie die Tatsache, dass die Bestäuber eine entscheidende Rolle in fast allen natürlichen Land-Ökosystemen spielen und weltweit fast 90% der Blütenpflanzen von Bestäubern abhängig sind (viele Fakten sind im ipbes Bestäuber-report versammelt).
Jann
- Alle Fotos sind, wenn nicht anders angegeben, im Landkreis Lüneburg im östlichen Niedersachsen aufgenommen (MTB 2730). -
More than honey
Es ist schon interessant, wie dieser Film Mythen transportiert, die inzwischen selbst von Wissenschaftlern für bare Münze genommen werden. Nur ein paar wenige Beispiele:
Die Birnen (keine Äpfel) in China werden deshalb von Hand bestäubt, weil sie dort teilweise vergessen haben, männliche Pflanzen dazwischen zu setzen. Birnen sind nämlich getrennt geschlechtlich. Da helfen dann auch keine Bienen mehr, wenn kein Pollen vorhanden ist. Inzwischen bestäuben sie auch von Hand, weil sie gemerkt haben, dass sie damit ganz gezielt den Ertrag verbessern können, besser als mit Honigbienen (dort werden gezielt bestimmte Edelbirnen erzeugt). Denn Bienen gibt es dort noch genug, und China ist weltweit einer der wichtigsten Exporteure für Honig (meine Quelle ist das Bieneninstitut in Celle, und die Kollegen dort haben wiederum direkte Kontakte in die betreffende Region).
Honigbienen in den USA sind inzwischen extrem hochgezüchtet und werden artfremd gehalten. Die Völker stehen daher unter einem massiven Stress und sind extrem krankheitanfällig. Beekeeping ist in den USA ein riesen Geschäft. Hunderte von Bienenvölkern werden auf LKWs durch die USA transportiert. Dabei sterben viele Völker. Was der Film ganz elegant verschweigt. Nach der Saison werden die Völker meist verbrannt, weil dies billiger ist als sie zu überwintern. Im Frühjahr werden von speziellen Züchtern neue Völker gekauft. Warum diese Verluste mit Pestiziden immer wieder mit Pestdiziden in Verbindung gebracht werden, ist mir schleierhaft (meine Quelle: ein guter Freund, der als Entomologe beim Staat Kalifornien arbeitet. die Kollegen dort schütteln offenbar nur noch mit dem Kopf, wenn es um Honigbienen geht):
In Deutschland steigt die Anzahl die Bienenvölker derzeit wieder, weil vor allem die Stadtimkerie boomt. Es gab übrigens noch nie einen Zusammenhang zwischen Pesitziden und Bienenverlusten. Dazu exisitieren nette Statistiken. Als Wildbienenexperten wird einem derzeit Angst und Bange, wenn man sieht, welche Welle an Konkurrenz da auf die Wildbienen losgelassen wird. Alleine in Berlin haben wir mehr als 10.000 Völker, die genaue Zahl kennt niemand. Die Honigbienen-Euphorie wird Wildbienen stellenweise den Todesstoss versetzen, und das nur aus falsch verstandener Tierliebe. Denn Wildbienen sind im Unterschied zum Haus- und Nutztier Honigbiene wirklich bedroht.
Ich hoffe, diese Zeilen tragen zur Aufklärung bei.
Gruss, Christian
einfach nur fassungslos...
Lieben Gruß
Thomas
Benutzerinformationen überspringen
Registrierungsdatum: 8. Juli 2005
Wohnort: 33829 Borgholzhausen/Ostwestfalen (MTB 3815-4), ca. 120 m NN
Hobbys: Entomologie, Paläontologie, Fotografieren, Lesen, Science Fiction, Computer
Da man bei euren Kommmentaren zum Film "more than honey" in der Rubrik Veranstaltung nicht direkt antworten kann
die Rubrik war ursprünglich für reine Veranstaltungshinweise u.a. von seiten der Moderation gedacht, und niemand anders hatte dort Schreibrecht. Das hatte ich dann nach kurzer Zeit aufgehoben, das aber für die Gruppe "Gäste" offenbar vergessen. Habe ich jetzt auch für unangemeldete Besucher freigeschaltet.
Ich hänge diesen Thread jetzt an den anderen dort mit dran.
Viele Grüße, Jürgen
-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=
Borgholzhausen, Deutschland
Typische Habitate, in denen ich unterwegs bin.
-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=
Benutzerinformationen überspringen
Registrierungsdatum: 2. September 2016
Wohnort: Bleckede, Landkreis Lüneburg (Niedersachsen); MTB 2730
Das würde ich so nicht stehenlassen.
In Deutschland konnte z.B. das (Honig-)Bienensterben im Oberrheingraben 2008 nach Analysen des Julius-Kühn-Institutes eindeutig auf das zur Saatgutbeize von Mais verwendete Clothianidin (ein Neonicotinoid) zurückgeführt werden.
Dass Neonicotinoide in Laborversuchen vielfältige letale und subletale Wirkungen auf Bienen und Hummeln zeigen, ist bei einem potenten Insektengift nicht wirklich verwunderlich. Die Frage ist, welche Wirkungen auf "Nichtzielorganismen" beim Einsatz im Feld resultieren. Auch wenn es dazu noch Forschungsbedarf gibt, kann inzwischen wohl als sicher gelten, dass Neonicotinoide sich schädlich auf viele Nichtzielorganismen in den natürlichen Ökosystemen auswirken (Goulson 2013 ; Wood & Goulson 2017 ; Pisa et al. 2017 ; IPBES-Report 2016 ).
Es gibt natürlich zahlreiche weitere Faktoren, die für das Insektensterben verantwortlich sind, es darf also nicht der Eindruck entstehen, das Problem sei mit dem Verbot einzelner Pestizide zu lösen.
Was die Bestäubung von Hand in China betrifft, da recherchiere ich bei Gelegenheit noch mal nach. Allerdings kann die Ursache nicht die Zweihäusigkeit der Birnen sein, denn Birnen sind ebenso wie Äpfel einhäusig, haben also zwittrige Blüten.
Die meisten heute verwendeten Apfel- und Birnensorten (ebenso Kirschen) sind allerdings selbststeril, d.h. eine Sorte bzw. ein Baum kann sich (trotz zwittriger Blüten) nicht selbst befruchten und braucht dazu eine zweite Sorte als Pollenspender (und da sind auch nicht alle Sorten geeignet, bestimmte Kombinationen passen gut zueinander). Dann gibt es außerdem triploide Birnen- und Apfelsorten, deren Pollen grundsätzlich unfruchtbar ist. Wenn man also eine triploide Sorte pflanzt, braucht man dazu eine geeignete diploide als Befruchter, und für die diploide Sorte noch eine dritte (ebenfalls diploide) Sorte zur Kreuzbefruchtung (und diese Sorten müssen dann natürlich auch etwa zur gleichen Zeit blühen).
Dass man in China riesige Obstkulturen ohne dieses obstbauliche Grundwissen angelegt hat, vermag ich mir aber ehrlich gesagt kaum vorzustellen. Und selbst wenn, dann wäre das schon nach kurzer Zeit aufgefallen (die Sorten tragen ja schon nach wenigen Jahren), und man hätte genug Zeit gehabt, nachzubessern und entsprechende Sorten zwischenzupflanzen.
Jann
- Alle Fotos sind, wenn nicht anders angegeben, im Landkreis Lüneburg im östlichen Niedersachsen aufgenommen (MTB 2730). -
Die Imker argumentieren dann gerne, dass die Winterverluste höher seien, wenn die Tiere durch Pestizide geschwächt sind. Das klingt immer gut und kann weder be- noch wiederlegt werden. Doch es berücksichtigt nicht, dass eine durchschnittliche Arbeitsbiene ca. 6 Wochen lebt und praktisch alle kritischen Pestizide zwischen Mai und Juni ausgebracht werden. D.h. die Bienen, die im Winter an Varroa sterben, sind nicht die gleichen, die ggf. im Sommer unter den Pestiziden leiden würden. Auch Pestizide im Honig und Larvenfutter scheiden offenbar aus. Die Imker ernten den Honig ja permaent füttern später meist zu. Also kannder Herbsthonig gar nicht durch Neos verunreinigt sein,
Ich bin auch nicht dafür, schrankenlos Pestizide einzusetzen. Doch als Wissenschaftler bin ich dafür, selbst zu recherchieren, selbst zu denken und nicht alles nachzuplappern, was derzeit - oftmals von NIchtwissenschaftler - Im Netz und sonstwo zum Thema Honigbiene verbreitet wird. Das ist manchmal schon mehr als schräg, was da alles kursiert. Ich muss mich allerdings auch von Berufs wegen hier schlau machen, daher habe ich mich hier bereits vertieft.
Viel Spass beim Recherchieren zum Birnenthema. Meine Infos stammen von einem rennomierten deutschen Honigbienenforscher,den ich gut kenne (Namen teile ich dir gerne per Mail mit, aber nicht über das Netz), der wissenschaftliche Kontakte zu einem Institut direkt in der betreffenden Region in China unterhält. Er hat die Infos aus erster Hand von den Chinesischen Kollegen, und dies in einem Vortrag zum besten gegeben. Es gibt sicher noch bessere Infos zu diesem Thema, doch mir reicht diese Quelle. Ich habe mich allerdings bei diesen Fotos schon immer gefragt, warum man dort nicht einfach Bienen hinstellt, anstelle Menschen mit Pinseln anzustellen. Denn auch in China kann man durchaus Bienenstöcke auf Fahrzeugen bewegen. Daher ist diese Lösung sehr plausibel.
Gruss, Christian