Das Problem ist, dass inzwischen bei diesen beiden Vespula-Arten eine Unmenge an Tipps, Hinweisen und Bestimmungsmerkmalen durch das Web geistern, die lieder inzwischen vor allem auf einem gesunden Halbwissen basieren. Doch halb reicht eben nicht, wenn man ein Tier ganz bestimmen will. Irgendwo gibt es dann eine Originalquelle, hier v.a. der DJN-Schlüssel von Mauss & Treiber. Doch vieles daraus hat sich inzwischen verselbständigt... Ich habe den Vorzug, dass ich diese Tiere ganz einfach selbst anschauen kann, weil ich über eine Sammlung verfüge und weil ich zudem pro Jahr sicher 1000-1500 dieser Tiere auswerte, weil ich viel Material aus Fallen erhalten und die Kurzkopfwespen darin stets einen Löwenanteil ausmachen.
Ingesamt ist es so, dass die Variabiltät beider Arten insbesondere bei den Arbeiterinnen recht hoch ist. Das betrifft im Prinzip alle Farbmerkmale, doch die beiden genannten Merkmale halte ich noch für relativ stabil. Die Sache wird nicht besser, wenn man weiss, dass sich die Temperaturen stark auf die Gelb/Schwarz-verteilung auswirken und die Tiere sich offensichtlich auch verändern (in der Tendenz nimmt gelb dezeit zu). Bei den Könginnen ist es stabiler, was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass diese ja auch voll ausgebildet und nicht reduziert sind wie die Arbeiterinnen. Doch die Variabilität erschliesst sich nur, wenn man auch die Chance hat, die Tiere unter einem Binokular anzuschauen, weil es auch ein unveränderliches morphologisches Merkmal gibt, die Form der Zähnchen an der Kauleiste der Mandibel. Da kann man dann immer schauen, was was ist und welche Farbe bei welcher Art wie ausgeprägt ist. Doch das sieht man auf Fotos nicht.
Davon abgesehen treten beide Arten überall in Deutschland mehr oder weniger häufiger auf, wobei derzeit P. vulgaris zumindest im Norden deutlich häufiger ist als V. germanica (ausser eine Falle steht direkt neben einem Nest von P. germanica). Ich sehe die Tiere etwa im Verhältnis 9:1, wobei sich das jetzt offenbar auch wieder ändert. V. germanica ist eigentlich eine südliche Art, die z.B. fast ausschlieslich im Mittelmeerraum vorkommt, der von P. vulgaris mehr oder weniger gemieden wird. Diese Tiere, vor allem in Nordafrika, sind dann noch deutlich gelber als unsere.
Soweit ein paar Erläuterungen. Und noch eine gute Nachricht. Der DJN-Schlüssel für die Vespidae Deutschlands wird gerade wieder neu aufgelegt, mit den alten Autoren. Ich habe darin allerdings diemal auch Polistes bearbeitet, weil wir ja inzwischen 8 Arten in Deutschland haben. HIer hat sich dank Klimawandel einiges verändert. Ich gebe hier Bescheid, wenn er gedruckt wird.
Gruss, Christian (Schmid-Egger)