Moin Lars,
es gibt Merkmale, die auf alle Arten der Gattung Amara zutreffen, egal welcher Untergattung sie angehören. So ist ein Merkmal, durch welches Gattung Amara z.B. sofort und ohne jedes Problem von Gattung Harpalus abgegrenzt werden kann, die zwei mit Seten versehenen Punktgruben am Innenrand eines jeden Facettenauges (bei Harpalus jeweils nur eine Punktgrube mit Seta).
Dieses Merkmal alleine macht natürlich nicht die Gattung Amara aus, sondern erst die Summe der Merkmale. Damit ist jedes Tier aus jeder Untergattung per definitionem klar der Gattung zuzuordnen. Es gibt dann einzelne Merkmale, die innerhalb der Gattung für Unterschiede sorgen und somit zur Beschreibung der Untergattung führen, wodurch die Verwandtschaftsverhältnisse überdeutlich werden:
--concinna
--chaudoiri
--UG Zezea-- --fulvipes
--kulti
-- etc.
Amara--
--eurynota
--saphyrea
--UG Amara s.str.-- --anthobia
--montivaga
-- etc.
--UG etc.
Du wirst zugeben müssen, dass die Verwandtschaftsverhältnis innerhalb der Gattung Amara somit überdeutlich sind. Diese könnte ich natürlich genau so gut darstellen, indem ich die einzelnen Untergattungen in den Gattungsstatus erhebe, habe dann aber auf der anderen Seite den Nachteil, dass die bestimmung der einzelnen Arten einerseits wesentlich verkompliziert wird, andererseits es morphologisch keinen Grund dafür gibt (zumindest bisher haben die Spezialisten der Gattung keinen Grund darin gesehen die ca. 850 Arten weltweit umfassende Gattung aufzusplitten).
Die Geschichte der Unterarten hingegen ist eine sehr strittige Sache. Die meisten bemessen den Unterarten kaum eine oder sogar keinerlei Bedeutung zu. Hier tobt sich oft der reine Sammler aus, zuweilen der Betriebswirt oder ab und an auch tatsächlich der Wissenschaftler. Einzelne Unterarten haben sicherlich Daseinsberechtigung, die meisten dürften aber Ergebnisse von Kommerz und Befriedigung der eigenen Eitelkeit sein. Du wirst hier noch wesentlich schlimmere Dinge finden, wenn Du Dich in das Reich der tropischen Scarabaeidae begibst. So Klamotten wie
Eudicella euthalia euthalia
sind noch ok, wissenschaftlich anerkannt, weil hier einige sehr auffällige, genetisch konstante Morphen existieren. Wenn Du nun aber in die Liste von Händlern schaust, wirst Du hier Dinge finden, wo die Subspezies noch in eine Subsubspezies unterteilt wird. Hier kommen wir dann an einen Punkt, wo ich ohne Vorbehalt sagen muss, dass es nur noch ums Geld verdienen geht und der Status wissenschaftlich nicht haltbar ist.
Eine Unterart kann den möglichen Prozess der Artenabspaltung darstellen. Möglicherweise ist Eudicella euthalia oweni, derzeit noch eindeutig zu Eudicella euthalia euthalia gehörend, in einigen Jahren oder Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten mit der Stammform nicht mehr vermehrungsfähig. Dann hätte sich, aufgrund geografischer isolation oder anderen Gründen eine neue Art entwickelt, was zuvor durch den Status der Subspezies dargestellt wurde. Ob das nun von Bedeutung ist oder nicht soll aber jeder für sich selber entscheiden. Die Definition der Unterart ist in so fern unbrauchbar, dass man rein wissenschaftlich eine Unterart beschreiben kann, die sich im Aussehen von der Nominatrasse nicht unterscheidet, geographisch aber isoliert ist (z.B. durch ein Gebirge, welches die Durchmischung verhindert und beide Populationen von einander trennt. Die Tatsache, dass ich diese Tiere nur nach Fundort unterscheiden kann, gibt mir arg zu denken. Und ich muss gestehen, dass Unterarten die ganze Geschichte wesentlich unübersichtlicher gestalten, wie Du auch schon bemerktest, weshalb ich nur äußerst ungerne mit Unterarten arbeite.
Hier stimmen wir dann also wieder in unseren Meinungen überein.
Viele Grüße
Klaas