Hallo Ulrich,
Das gleiche Thema hatten wir mit Dir ja schonmal:
Assel (10.01.2008)
Damals hatte ich folgende "dreiaugige" Arten aufgeführt:
- Trichoniscus alemannicus Verhoeff 1917
- Trichoniscus muscivagus Verhoeff 1917
- Trichoniscus nivatus Verhoeff 1917
- Trichoniscus noricus Verhoeff 1917
- Trichoniscus pusillus Brandt 1833
- Trichoniscus provisorius Racovitza 1908
Die beiden von Fauna Europaea angegebene extra Arten (
Trichoniscus caroli Verhoeff 1917 und
Trichoniscus elisabethae Herold 1923 sind laut World Catalogue (Schmalfuss, 2004) mit
pusillus/
provisorius synonymisiert.
Von den nachbleibenden Arten ist
T. noricus im Gruner (1966) noch als
Trichoniscus pusillus noricus benamselt und dort für D mit "nur Oberbayern" aufgeführt (und Südost-Alpen & Nordappenin). Ich denke also die können wir rauslassen.
Gleiches gilt wohl für
T. muscivagus und
T. nivatus die beide als "nordostalpiner Endemit" bezeichnet werden.
Nebst die einschlägige
T. pusillus/provisorius ist dann bei Dir vor der Tür
Trichoniscus alemannicus wohl die einzige nachbleibende möglichkeit, aber auch unbedingt eine reelle. Albert Vandel (1960) gibt drei Verbreitungsgebiete für diese Art, zwei davon in Frankreich, die dritte im Gebiet Schwarzwald-Basel-Bodensee.
Zur Unterscheidung von
T. alemannicus und
T. pus./prov. sagt Vandel ganz klar das dies nur über die Männliche Pleopoden/Genital erfolgen kann. Dem Gruner könnte man wohlwillend entnehmen das die Augenlappen bei
T. alemannicus "gerundet" seien und bei
T. pus./prov. "stumpfwinklich" - eine Feinheit die ich bei diese mini-Tiere wohl eh nicht zu unterscheiden vermag.
Auch wenn "morphologisch" laut Literatur (ausser Unterhosendetails) nichts machbar ist sieht dein Tier für mich doch etwas "anders" aus, wobei sich mir also jedenfalls die hoffnungsvolle Möglichkeit aufdrängt es könnte mal was "Interessantes" sein (=
alemannicus). Um das wirklich festmachen zu können müssten aber woh unbedingt sehr hochauflösende (Mikroskop/Bino-gestützte) Bilder von der Bauchseite des männlichen Hinterleibes her.
Wenn Du die Tierchen dort also in grössere Stückzahlen auffinden kannst könnte man sich das nochmal anschauen. Bei alle Arten sind die Männchen die etwas kleinere "Erwachsenen" (kleinere Tiere können aber auch junge Weibchen sein) - es macht jedenfalls wenig Sinn für ein eventuelles Nachforschen nur die "ganz dicken" ein zu sammeln da diese wohl am ehesten Weibchen wären.
Die Details sind aber auch
sehr winzig und es würde schon einiges an Geduld und Material fragen um diese gut abgelichtet zu bekommen. Tiere auf eine Glasscheibe geben und mit papier/watte festhalten, oder zwischen zwei Petrischalen einklemmen, und durch das Glass durch "gucken"mit Kamera und/oder Lupe,
könnte im Glücksfall mal die benötigte Details sichtbar machen - wenn nicht gerade die Beine davor gehalten werden.
Wenn Dir das alles zuviel "gefrimmel" ist kannst Du auch gerne mal 10-20 Tiere einsammeln und mir zuschicken, das geht sogar mit lebendige Asselchen recht gut (biete auch Verpackungshilfe). Die höhere Stückzahl komt daher das die Männchen oft weniger zahlreich sind (oft nur zwischen 5-25%), bei
T. pusillus sensu stricto sogar fast überhaupt nicht vorhanden (<1-3% da parthogenetisch). Sind bei über 20 Tiere überhaupt keine Männchen kann man somit schonmal stark in Richtung
T. pusillus "ahnen" auch wenn's kein knallharter Beweis ist. Ich erwarte aber bei Dir vor der Tür von den Beiden
T.p.s irgendwie etwas eher
T.provisorius (nur auf Bauchgefühl ;o) und die 'haben' Männchen (so auch
T. alemannicus).
Wenn Du Dir das ganze gerne selber "angucken" willst kann ich Dir gerne Genitalbilder schicken, die darf ich hier aber nicht 'nur so' veröffentlichen da diese nicht gemeinfrei sind.
Ansonsten bleibt es bei
Trichoniscus sp. mit eingrenzung auf die drei erwähnte Arten (
alemannicus, provisorius, pusillus) wobei die Wahrscheinlichkeitsverteilung der drei wohl in etwa bei 20-50% je Art liegen würde, also nix für einbetten von ein "cf." irgendwo.
So, nun auf's Ohr ;o)
Lieber Gruss, Arp