Hallo, Gabriele!
Für eine neue Anfrage bitte auch einen neuen Faden aufmachen, sonst wird es sehr schnell unübersichtlich. Ich bin mir z.B. jetzt schon bei einigen deiner Fragen nicht ganz sicher, auf welches Tier du dich beziehst.
Original von Gabriele
Die Schnake ist also eher eine Nephrotoma scalaris (habe vergeblich nach einem deutschen Namen gesucht - merke mir die lateinischen so schlecht. Da nützt mein bisschen Latein aus der Schulzeit nicht mehr viel).
Leider gibt es für die allermeisten Insekten (in Deutschland einige zehntausend, weltweit viele Millionen, die allermeisten wohl noch unentdeckt) keine deutschen Namen, nur für einige auffällige, große, volkstümlich oder als "Schädlinge" bekannte.
Zur Raupenfliege (oder echte oder Blumenfliege?) hätte ich eine Frage: Ist das nächste Bild (Bild 2) auch eine Raupenfliege? Ich hätte zumindest gedacht, es wäre eine. Sie sieht der dunklen, gestreiften aber nicht ähnlich.
Du meinst die rote, längliche? Ja, das ist eine Raupenfliege, und zwar wohl
Cylindromyia bicolor (andere Arten dieser Gattung haben ein schwarzes Hinterende).
Nach generellem Aussehen kann man bei einer so großen Familie wie den Raupenfliegen (ca. 500 Arten in Deutschland) kaum gehen, da gibt es die verschiedensten Formen und Größen. Mit etwas Erfahrung kann man sie an der allgemeinen "Borstigkeit" und dem Gesamteindruck erkennen. Von den meisten Echten und Blumenfliegen sind sie durch einen Knick in einer bestimmten Flügelader zu unterscheiden. Für Einsteiger gibt es da aber einige Fallstricke: auch einige Echte Fliegen (Muscidae) haben eine mehr oder weniger starke Biegung in dieser Ader (aber keine einzige Blumenfliege) sowie alle Schmeiß- und Fleischfliegen (die mitunter auch ziemlich borstig aussehen können). Sicher sagen, daß es sich um keine dieser Familien handelt, kann man also nur, wenn es
keinen Knick in der Ader gibt...
Die Experten erkennen eine Raupenfliege dadurch, daß sie im Gegensatz zu allen anderen Familien ein zweites kleines Schildchen (Postscutellum) unter dem Scutellum besitzt. Das ist aber auch oft auf detailreicheren Fotos nicht gut bzw. nur aus einem bestimmten Winkel zu erkennen.
Wie du siehst, sind bei den meisten Bestimmungen möglichst viele Details sehr nützlich. Manche äußerlich nicht unterscheidbare Arten lassen sich z.B. anhand Fundort oder -datum ausschließen, weil sie z.B. nur im Frühling, andere nur im Herbst oder im Gebirge/Flachland, Norden/Süden vorkommen.
Deine letzten Angaben "Juli", "September", "Trockenwiesen" usw. sind da schon genügend, genauer muß es nicht unbedingt sein (bei pflanzenfressenden Insekten kann die Wirtspflanze nützlich sein). Auch bei Arten die nur zu einer bestimmten Saison auftreten, zieht sich das Vorkommen immer über ein paar Wochen hin. Manche kommen auch fast das ganze Jahr über vor, dann bringt die Zeit nichts. Aber besser eine Information zu viel, als eine zu wenig...
Die "echte Fliege" ( vorher Nr. 5) wiederum sieht meiner als Polsterfliege identifizierten ähnlich. (Bild 3) Irre ich da?
Für einen Anfänger vielleicht, aber eigentlich nicht.
Beide Familien (Muscidae und Calliphoridae) gehören aber zu den höheren Fliegen (Calyptratae) und haben somit schon verwandschaftsbedingt eine ähnliche Gestalt.
Polsterfliege ist übrigens schon sehr gut von dir bestimmt. Es handelt sich tatsächlich um ein Weibchen der Gattung
Pollenia (Schmeißfliegen, Calliphoridae), leicht zu erkennen an der goldenen Thoraxbehaarung. Bis zur Art lassen sich diese am Foto aber grundsätzlich nicht bestimmen. Das geht nur bei den Männchen unter einem Binokular.
Die beiden weiteren Fliegen (Bilder 4,5) kann ich auch nicht eindeutig bestimmen.
Also, ich bin jetzt erstmal bei Nr. 3, der kleinen, schwarzen mit den langen Fühlern. Das ist keine Fliege (die haben kurze, kolbige Fühler), sondern eine Schlupfwespe (Ichneumonidae), also ein Hautflügler (Hymenoptera). Du ahnst es schon...: die meisten der über 1000 Schlupfwespenarten in D sind selbst für Experten kaum am Foto zu bestimmen.
Bei meinen Bestimmungen gehe ich hauptsächlich nach dem äußeren Erscheinungsbild.
Ja, das habe ich anfangs auch so gemacht. Ist auch nützlich für eine grobe Einordnung, doch wenn man in die vielen nicht in populären Bestimmungsbüchern stehenden Arten eintaucht, wird es problematisch (siehe auch mein "allgemeiner Eindruck" der vermeintlichen
Nephrotoma crocata, welcher mich aufs Glatteis führte).
Doch wenn man dabei bleibt und sich für die Tierchen interessiert, kommen auch bei einem Laien schnell die Erfahrung (ich staune immer wieder, wie schnell bei einigen hier) und die Erfolgserlebnisse. Ist wirklich sehr spannend!
Ach so, noch zu den letzten beiden Fotos unten: Nr. 4 ist wohl eine Horn- (siehe große Fühler) oder Schneckenfliege (Sciomyzidae). Ich weiß nicht, ob nach diesem Bild eine nähere Bestimmung möglich ist, aber wenn, dann kann das eher Frank Marquard als ich.
Bild Nr. 5 ist wirklich
sehr klein. Bohrfliege (Tephritidae) könnte sein, aber ich kann nicht genügend erkennen, um etwas anderes (Psilidae, Lauxaniidae) 100%ig ausschließen zu können.
P.S.: Ich rede hier immer von Deutschland, weil mir da halt die Verhältnisse am besten bekannt sind, doch die allgemeinen Aussagen oben gelten natürlich auch für Österreich (und Mitteleuropa). Dort kommen aber je nach Furndort natürlich dann auch alpine Arten in Frage, die es hier nicht gibt.