Hallo Torsten,
Schön das Du Dich dafür interessierst die Skorpionsfliegen auf der Reihe zu bekommen :]
Vorweg: Obwohl nur eine Handvoll Arten ist es trotzdem nicht (immer) wirklich einfach und selbst mit Tier auf der Hand nicht unbedingt immer sicher ab zu schliessen. Ich übe nun schon einige Jahre mit den Tierchen herum und muss gelegentlich auch das Handtuch schmeissen. Genauer gesagt, einiges was ich vor vieleicht zwei Jahren noch für "sichere Arbeitsthese" gehalten habe, oder meinte zu erkennen ... na ja, sagen wir mal so: Ich fürchte das wenn ich alle meiner Beiträge hier im Forum nochmal neu anschaue das es da bestimmt der eine oder andere "Fragwürdigkeit" oder auch glatteFehlanalyse geben wird
Hab nicht wirklich viel Zeit im Moment, aber erstmals nochmal kurz einige "Grundrisse" die man beibehalten sollte:
Die sicherste Bestimmungsmerkmale, laut einige das einzige was man einsetzen sollte, sind diese am männliches Genital (und selbst dieses ist nicht immer sicher). Wenn möglich also
immer Männchen (mit)ablichten und
immer versuchen das Genital, bzw die "Schwanzstachel" hochauflösend unter einige Perspektiven drauf zu bekommen.
Anders gesagt: Wenn dieses sichtbar ist dann sollte das
immer der erste Ansatzpunkt bei einer Artdiagnose sein - alles andere ist nebensächlich.
Das zweitsicherste sind andere männliche Merkmale, besonders eigentlich die Ausprägung der letzten Leibessegmente (mit "Spoiler" =
cognata, bzw im Ausland
cognata-Gruppe) und das Notalorgan (gross und nach hinten ausgezogen =>
germanica/
hybrida).
Wenn diese Sachen nicht erkennbar sind (für Bestimmung eigentlich ungeeignette Fotos), bzw wenn es ein Weibchen ist, dann sollte man sich als Bestimmer erstmals als "gehandicapt" einordnen.
Zunächst geht es dann über Merkmale wie Flügeladerung (oft sehr schlecht erkennbar oder täusschend dargestellt in Fotos), Kopffarbe des
cognata (kann varieren und/oder durch Beleuchtung/Lichtfall/Blitz täusschen!!) und
zuletzt die Flügelzeichnung (welche bekanntlich
extrem variabel ist).
Das musste nun mal wieder hervor gehoben werden da man - nicht zuletzt ich auch (!) - sich doch immer wieder verleiten lässt mal schnell (nur) auf die Flügelzeichnung ab zu fahren, wo diese doch so schön sofort ins Auge springt
Hab nun keine Gelegenheit gross neues zu basteln also, rezikliere mal wieder meine schon ausgequetschte alte Bilder.
Also. Schritt eins/zwei sollte, wenn möglich, unbedingt hier sein:
[thumb=85064][pst=134495][/pst]L:
communis/vulgaris
M:
cognata
R:
germanica/
hybrida[/thumb] [n]
[/n][thumb=76772][cc0]Arp[/cc0]
P.cognata
Spoiler an Segment 6&7![/thumb] [n]
[/n][thumb=22199][cc0]Arp[/cc0]
P.germanica
Notalorgan gross/ausegezogen[/thumb][n]
[/n][thumb=22200][cc0]Arp[/cc0]
P.germanica
Notalorgan[/thumb]
Erst dann kann es zur Flügeladerung und -zeichnung gehen.
Zu den Aderungsmerkmale bei
alpina findest Du
hier eine diskussion. Bitte beachten das
beide Merkmale schlecht zu erkennen sind und das besonders die kurze Subsosta
sehr täusschen kann - durch falten in der Flügelmembran, bzw perspektivebedingt kann es bei andere Arten
sehr danach aussehen alsob eine kurze Subcosta vorhanden wäre, wobei es sich um eine andere Ader handelt.
[thumb=149417][copy][user=1024]Brigitte U.[/user][/copy][pst=225690][/pst]
Panorpa (Aulops) alpina
Rot: Subcosta kurz
Blau: Querader vor Flügelmal[/thumb]
Besser erkennbar und
fast immer erkennbar/aufschlussreich ist hier der dunkle Fleck am
Ende des Flügelmals. Ist bei keine andere Art so ausgeprägt und bei
alpina fast immer vorhanden.
Das erkennen der Flügelzeichnung hat soviele Tücken, das ich mich immer noch sehr scheue dieses in Worte zu giessen, da Worte oft zu schnell als "Sicherheit" genommen werden, auch wenn man als jedes zweite Wort "könnte", "ofmals", "meist", "möglich" usw reinschiebt.
Ich versuche es nunmal hier kurz und zu deuten, bitte aber nicht alles als universell geltend handhaben.
[hr=1][/hr][lbox=160px][thumb=154423][copy][user=1705]Torsten[/user][/copy][/thumb][/lbox][n]
[/n]Der Kopf erscheint tatsächlich ziemlich hell/rötlich, wie aber oben schon erwähnt kann das auch leicht mal täusschen, färblich etwas brauner als das orange was ich von
cognata gewohn bin - als Gegenargument ist das aber sehr dünn
Die Flügelzeichnung ist aber
sehr schwer und dukel. Tiere die so schwer gezeichnet sind findet man in der
cognata-Gruppe überwiegend im Mittelmeergebiet und dann noch eher bei den Schwesterarten. [post=79004]Diese Diskussion[/post] lässt aber noch einiges offen. Dennoch: Alle
cognata die ich aus unserem "Norden" kenne hätten bei dieser Ausprägung wirklich
beide Äste der pterostigmalbinde voll entwickelt, und es stimmen noch einige kleinere/unsichere Sachen nicht.
Ich sage: vulgaris.[clear]
[/clear][hr=1][/hr][lbox=160px][thumb=154424][copy][user=1705]Torsten[/user][/copy][/thumb][/lbox][n]
[/n]Wenn man die Schwanzzange ausreichend vergrössert sieht man die breite, kurze Hypovalven von
germanica, Notalorgan und Flügelzeichnung passen auch klasse dazu. Nur der Kopf ist wieder etwas hell, aber nun ja ... Fundort weit ausserhalb
hybrida-Gebiet :
germanica[clear]
[/clear][hr=1][/hr][lbox=160px][thumb=154425][copy][user=1705]Torsten[/user][/copy][/thumb][/lbox][n]
[/n]Die Schwanzzange zeigt es auch ohne vergrösserung schon klipp und klar (Punkt). Notalorgan passt, Flügelzeichnung ist sehr dünn - nur auf diese zu entscheiden wäre heikel. Kopf zwar etwas hell, aber nicht wirklich orange/rot. Fundort weit ausserhalb
hybrida-Gebiet :
germanica[clear]
[/clear][hr=1][/hr][lbox=160px][thumb=154426][copy][user=1705]Torsten[/user][/copy][/thumb][/lbox][n]
[/n]Die Zange gibt "eindeutig"
communis/vulgaris her. Das muss ich aber vieleicht doch deuten: Bei diese zwei sind die Spitzen der Hypovalven eigentlich immer angedunkelt, genau ab dort wo diese anfangen sich wieder zu einander zusammen zu biegen. Bei oberflächliche betrachtung kann es dann schon so aussehen alsob nur der ungebogene etwas auseinander weichenden Teil da ist - ist aber nicht so. Auf [post=147971]diese Bilder[/post] von Inga sieht man es schön. Kopf stellt auch kein
cognata-Verdacht dar. Problem ist hier eher um sich zwisschen
communis und
vulgaris zu entscheiden, da bei leicht gezeichnette
vulgaris der Basalfleck nicht unbedingt "breit" sein
muss (kann auch mal nur eine Zelle breit sein). Dieses Tier hat relativ wenig Zeichnung, dennoch ist der Basalfleck deutlich da - bei viele
communis wäre der nun (fast) gar nicht mehr erkennbar. Eine genau Abgrenzung der beiden ist möglicherweise nicht drinn, da es wohl ein Überlappbereich geben wird. Um dieses aus zu machen müsste man/ich nochmal einige hunderte mit ähnlicher Zeichnung wirklich unter eine Bino durchziehen. Dieses Tier ist noch so weit im
communis[/b] Bereich das ich eigentlich keinen Zweiffel habe, aber kommt schon einigermassen Richtung "Gefahrenzone".[clear]
[/clear][hr=1][/hr][lbox=160px][thumb=154427][copy][user=1705]Torsten[/user][/copy][/thumb][/lbox][n]
[/n]Tsjo, Weibchen ... Kopf gibt eigenlich kein Anlass auf
cognata-Verdacht, Flügelzeichnung noch weniger. Für mich eine klare
germanica.
Das ist jetz als Erklärung etwas dünn, muss aber schluss machen. In diese alte Beiträge findest Du etwas zur Erkennung von "schwer" gezeichnette
germanica, was hier aber auch teilweise ein zu setzen ist (
Achtung: mit Vorsicht/Vorbehalt zu geniessen):
entoforum(1)+
entoforum(2),
watw(1)+
watw(2).[clear]
[/clear][hr=1][/hr]
Lieber Gruss, Arp