Hallo Horst,
Dann hoffe ich mal, daß es sich um Halesus handelt. Das sage ich nur, weil du das dafür gehalten hättest, da sehe ich ein Fragezeichen.
keine Sorge, Kathrin hat natürlich wieder Recht mit ihrer Einschätzung
. Wenn sie ihre Vermutung etwas zurückhaltend formuliert hat, liegt das sicher daran, dass sie befürchtet hat, dass ihre Diagnose meinem gestrengen Blick nicht standhalten könnte. Dabei halte ich doch große Stücke auf sie wegen ihres fundierten und vor allem breit gestreuten Wissens
.
Die Gattung
Halesus umfasst in Deutschland vier Arten,
Halesus digitatus, H. radiatus, H. tessellatus und
H. rubricollis, die leider, wie so oft bei Köcherfliegen, mit hinreichender Sicherheit nur am Genital zu unterscheiden sind. Die beiden häufigsten Arten sind die beiden erstgenannen, in Bayern, wo die Welt bekanntlich noch in Ordnung ist
, tritt zusätzlich auch
H. tessellatus in nennswerter Anzahl auf.
H. rubricollis ist seltener und gilt z.B. in BW als ausgestorben.
Die in manchen Bestimmungsbücher aufgeführten Bestimmungsmerkmale, die ohne GU mit bloßem Auge erkennbar sein sollen, halte ich wegen der Variabilität der Zeichnung für sehr unzuverlässig. So gibt z.B. der britische Trichopterologe Peter Barnard in seinem Bestimmungsschlüssel im Buch "The adult Trichoptera of Britain and Ireland" für die beiden häufigsten Arten folgendes Unterscheidungsmerkmal an:
H. digitatus: Die dunkle Zeichnung in den Apikalgabeln der Flügeläderung ist an den Rändern unregelmäßig ausgebildet.
H. radiatus: Die dunkle Zeichnung in den Apikalgabeln der Flügeläderung bildet deutlich abgegrenzte lange Streifen.
Zur Veranschaulichung zwei Links auf Bilder der beiden Arten:
Halesus digitatus vs.
Halesus radiatus.
Ich bin ehrlich gesagt kein Freund solcher "Bestimmungsmerkmale", weil sie doch sehr von der persönlichen Empfindung und der individuellen Interpretation des Betrachters abhängig sind. Auf den beiden verlinkten Bildern mag man diese Merkmale noch erkennen, aber nachdem ich schon über 100 Tiere beider Arten untersucht habe, muss ich den Wert dieses Kennzeichens doch relativieren, weil es wohl recht variabel ist.
Auffällig an Deinem Tier ist die sehr dunkle Färbung, die ich bei meinen Funden noch nie so feststellen konnte und die normalerweise viel eher dunkel bräunlich, bei
H. digitatus auch ins braun-gelbliche gehend ist. Daher eine Frage: geben die Bilder tatsächlich den natürlichen Farbton des Tieres wieder oder sind sie u.U. unter besonderen Aufnahmebedingungen entstanden?
Viele Grüße
Jürgen