Hallo Allerseits,
anbei etwas Werbung für eine gute Sache:
Titel: Die Blattkäfer Baden-Württembergs
Autoren: Joachim Rheinheimer & Michael Hassler
Erscheinungsjahr: 2018
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 928 S.
ISBN-NR.: 978-3-9818110-2-5
Verlag: Kleinsteuber Books
Mein Senf zu dem Buch:
Nach den "Rüsselkäfern Baden-Württembergs" (2010) legen die Autoren Rheinheimer & Hassler mit dem Buch "Die Blattkäfer Baden-Württembergs" nun eine weitere 2,3 kg schwere und 928 Seiten umfassende Kostprobe ihres Könnens ab. 7 Jahre Arbeit stecken in dem neuen Buch, das nicht so wie der Titel vermuten lässt, nur die Blattkäferarten Baden-Württembergs sondern sogar ganz Deutschlands umfasst.
Bevor sich ab Seite 157 der systematische Hauptteil des Buches den 550 vorgestellten Blattkäferarten widmet liefern einführende Kapitel ausführliche und anschauliche Informationen über Morphologie und Anatomie, Systematik und Nomenklatur, Paläontologie, Entwicklung, Verhaltensweisen, Populationsdynamik, Chemie, Wirtspflanzen, Wirtschaftliche Bedeutung, Feinde, Sammlung und Kartierung, Lebensräume, Gefährdung und Schutz, Forschung, Datengrundlagen und Statistik bevor dann ein komplettes Artenverzeichnis inkl. Roter Liste den Übergang zu den Artenprofilen schafft.
Ein Großgruppen-Bestimmungsschlüssel weist den Weg zu den verschiedenen Blattkäferfamilien oder -unterfamilien. Dort angekommen finden sich weitere, an die altehrwürdigen Freude-Harde-Lohse-Bestimmungsschlüssel (das mehrbändige Käferstandardwerk!) angelehnten, Bestimmungsschlüssel die dann letztendlich eine Artbestimmung möglich machen. Für alle Arten haben die Autoren erfreulicherweise auch deutsche Artnamen eingeführt. Die Käfer werden in schönen Lebendfotos (80%) gezeigt und die Texte fassen das bekannte Wissen über die Art zusammen. Das hört sich so einfach an, umfasste aber die sehr arbeitsintensive Sichtung von fast 10.000 (!) Literaturquellen. So gibt es Wissenswertes zur Ökologie, Präimaginalstadien, Biologie, Parasiten, ggf. auch zur wirtschaftlichen Bedeutung, Verbreitung und Gefährdung zu lesen. In einigen Fällen werden weitere Fotos von Nahrungspflanzen, Habitat oder Entwicklungsstadien (Eier, Larven, Puppen) gezeigt. Besonders wertvoll sind die - bereits aus dem Rüsselkäferband bekannten - Tafeln mit Abbildungen der Blattkäfer. 70 dieser Meisterwerke zeigen alle Blattkäferarten mit Angabe der Originalgröße und ermöglichen somit in vielen Fällen eine schnelle optische Eingrenzung der Käferart. Auf diese Weise kann man die Bestimmungsschlüssel umgehen oder kann sich z. B. auf einen Gattungsschlüssel beschränken. Leider stellt die Blattkäferbestimmung keine Ausnahme im Käferreich dar. Viele Arten sind sich äußerlich so ähnlich, dass sie nur anhand ihrer Genitalien zu unterscheiden sind. Folgerichtig schließen sich als besonderer Luxus für Käferfachleute weitere 12 Bildtafeln mit Abbildungen der Genitalien kritischer Arten an. Stolze 67 Seiten Literaturverweise zeigen abschließend eine vorausgewählte Liste der genutzten Quellen.
Fazit: Mit diesem Buch schaffen es die Autoren die extrem hohe Messlatte ihres Rüsselkäferbuches zu meistern und sogar noch eine Schippe draufzulegen. Die 7 Jahre Arbeit haben sich aus Sicht des Käferfans mehr als gelohnt - ein neues Standardwerk ist auf dem Markt. Die teilweise bildschönen Käfer können nun auf verschiedenen Wegen bestimmt werden und Unmengen an Informationen bekommt der Leser ebenfalls in sehr lesenswerten Häppchen serviert. So räumt z. B. eine kleine Anekdote am Rande auch mit dem alten Irrglauben auf, dass Kartoffelkäfer im Krieg von den Alliierten als "Kriegswaffe" über Deutschland ausgesetzt worden sind. Vielmehr waren es die Deutschen selber, die aus Unachtsamkeit die Verbreitung des ungeliebten Käfers hierzulande vorangetrieben haben. Das Buch ist seinen Preis allemal wert. Ich weiß nicht in welcher Auflage das in eigener Regie veröffentlichte Buch erschienen ist, aber Käferfans sollten sicher schnell zuschlagen, bevor die zwangsläufig vermehrt zunehmenden Lobeshymnen die noch zur Verfügung stehenden Bücherrestmengen schmelzen lassen.
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