Mit dem zitierten Artikel ist es wie so oft im Zeitalter der "Fake News" - es wird gezielte Desinformation im Auftrag bestimmter Interessengruppen betrieben.
Besonders wirkungsvoll ist diese natürlich immer dann, wenn sie nicht nur auf schlichter Falschinformation, sondern auch aus Halbwahrheiten und Übertreibungen besteht, also zumindest das berühmte "Körnchen Wahrheit" enthält.
Im Falle der Bienen heißt das z.B.:
- Weltweit hat die Zahl der Honigbienen(stöcke) in den vergangenen 50 Jahren tatsächlich zugenommen. In einigen Europäischen Ländern und in den USA hat die Zahl der Völker dagegen abgenommen.
- Wie viele Bienenvölker es gibt, hängt natürlich nicht nur von Faulbrut, Varroamilbe und Umweltgiften, sondern auch vom Nahrungsangebot und v.a. von der Aktivität der Imker ab, die einer verminderten Vitalität ihrer Völker ja entgegensteuern können. Wenn die Imker mehr werden und durchschnittlich mehr Völker halten, wird die Zahl der Honigbienen selbst dann zunehmen, wenn sie gleichzeitig steigender Krankheits- und Giftbelastung ausgesetzt sind.
- Natürlich ist es nicht so, dass es in China keine Honigbienen mehr gibt - China ist tatsächlich der größte Honigproduzent der Welt (es ist ja auch das viertgrößte Land der Welt und das bevölkerungsreichste). Seit 2001 hat China seine Honigproduktion sogar
fast verdoppelt . Möglich war dies durch eine industrielle Produktion, bei der Nektar industriell zu Honig verarbeitet wird (in Honigfabriken), dort findet der Prozess der Trocknung und Reifung statt (nicht in den Bienenstöcken). Deshalb enthält dieser Honig z.B. nicht die typischen Bienenenzyme. Außerdem wird häufig mit billigem Reissirup gestreckt, so dass man bei Importen aus China das Wort "Honig" wohl in Anführungszeichen setzen muss.
- Regional (etwa in Sichuan) hat aber in China der Insektizideinsatz tatsächlich zu einem weitgehenden Verschwinden der Bienen (sicherlich auch der wilden) geführt, weshalb in riesigen Obstanbaugebieten
von Hand bestäubt wird - das hat nichts mit Zuchtexperimenten zu tun.
- Richtig ist, dass vmtl. "nur" etwa 5-8% der globalen Nahrungsmittelproduktion direkt von der Bestäubung durch Bienen abhängt. Das betrifft allerdings etwa drei Viertel der weltweit genutzten Anbaufrüchte, und natürlich ist der Anteil je nach Weltregion sehr unterschiedlich. Außerdem sind natürlich auch die 5-8% ein sehr wichtiger Teil der Welternährung - ohne Obst würde einfach ein wesentlicher Nahrungsbestandteil fehlen.
- Schließlich blendet die Verengung der Diskussion auf die Honigbiene die weitaus bedrohlichere Situation der auch für die menschliche Ernährung entscheidenden "natürlichen Bestäuber" (also der Wildbienen und andere Insekten) aus - ebenso wie die Tatsache, dass die Bestäuber eine entscheidende Rolle in fast allen natürlichen Land-Ökosystemen spielen und weltweit fast 90% der Blütenpflanzen von Bestäubern abhängig sind (viele Fakten sind im
ipbes Bestäuber-report versammelt).